
Das Blasenkrebszentrum am Krankenhaus Reinbek
Das Harnblasenkarzinom, auch Blasenkrebs genannt, ist eine der häufigsten Krebsarten im Bereich der Urologie. In Deutschland erkranken etwa 12.500 Männer und 4.630 Frauen jährlich, das Durchschnittsalter liegt zwischen 75 und 77 Jahren. Bei einem Harnblasenkarzinom entsteht ein bösartiger Tumor in der Harnblase. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch spielen Faktoren wie Rauchen, chemische Substanzen und chronische Blasenentzündungen eine Rolle.
Eine regelhafte Vorsorgeuntersuchung gibt es beim Blasenkrebs noch nicht. Es ist daher wichtig, rechtzeitig einen Urologen bei unten genannten Symptomen aufzusuchen, um frühzeitig eine Diagnose stellen zu können. Bei rechtzeitiger Erkennung gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, die die Heilungschancen erhöhen.
In unserem Krankenhaus besteht eine besondere Expertise bezüglich der Behandlung von Blasenkrebs. Täglich werden mehrere Patienten mit einem Blasenkrebs behandelt und operiert. Aufgrund unserer hohen Expertise mit entsprechend hoher Fallzahl, können wir bessere Überlebensraten nachweisen als der bundesweite Durchschnitt. Etwa durch das Einführen neuer Standardisierungen im Behandlungsablauf konnten wir vor allem bei muskelinvasiven Blasentumoren eine deutliche Verbesserung der Überlebensrate erreichen.
In Reinbek werden sowohl lokal begrenzte, fortgeschrittene als auch bereits metastasierte Tumore behandelt. Täglich werden mehrfach oberflächliche Tumore durch die Harnröhre endourologisch entfernt, also mittels feinster Instrumente über die Harnröhre.
Bei fortgeschrittenen Tumoren ist meist eine Entfernung der Harnblase erforderlich. Mit einer jährlichen Operationszahl von etwa 70 Patienten gehört das Krankenhaus Reinbek zu den führenden im Norden Deutschlands. Zunehmend wird dieser Eingriff auch minimalinvasiv (mittels da Vinci-System) durchgeführt. Im Falle eines gestreuten (metastasierten) Blasenkrebses arbeiten wir eng in einem interdisziplinären Team mit weiteren Krebsspezialisten zusammen. In der wöchentlichen Tumorkonferenz wird jeder Fall diskutiert. Es bestehen alle modernen Formen der Tumortherapie sowie verschiedene Studienprotokolle zur Verfügung.
Diagnosestellung/Diagnostik
Frühe Symptome für Harnblasenkrebs können Blut im Urin, häufiges Wasserlassen oder Schmerzen beim Wasserlassen sein. Bei solchen Symptomen sollten Sie einen Urologen aufsuchen, der dann eine weitere Diagnostik einleitet. Hierzu gehören eine Urinuntersuchung (Urinzytologie), ein Ultraschall (Sonografie) sowie eine Blasenspiegelung (Zystoskopie).
Eine histologische Sicherung erfolgt mittels einer Operation in Narkose durch die Harnröhre (endurologisch). Hier wird der Tumor entfernt und zur histopathologischen Aufarbeitung eingeschickt (transurethrale Resektion der Blase). Die Tumore gehen fast immer von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege aus. Diese Schleimhaut nennt man Urothel und die Tumore deshalb Urotheltumore. Mehr als 90 Prozent wachsen in der Blase (Blasenkarzinome). Die übrigen 10 % wachsen im oberen Harntrakt, dazu gehören die Harnleiter und die Nieren.
Computertomografie bei Tumoren mit Risikofaktoren
Mit Hilfe der Bildgebung kann eine weitere Stadieneinteilung erfolgen. Dies ist wichtig, um eine entsprechende Therapie einzuleiten. Bei Tumoren mit Risikofaktoren (abhängig vom intraoperativen Befund sowie der Histologie) wird meist eine Bildgebung der Nieren und ableitenden Harnwege durchgeführt. Falls der Tumor in die Muskelschicht der Harnblase gewachsen ist, wird die Durchführung einer Bildgebung der Lunge sowie des Bauches empfohlen. Dies erfolgt meist durch eine Computertomografie. Hier wird untersucht, ob der Tumor bereits in Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat
Wie wird der Blasenkrebs behandelt?
Durch die histologische Sicherung können die Tumore in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Man unterscheidet hier zwischen oberflächlichen (pTa, pT1, pTis) und tiefer wachsenden Tumoren (mindestens pT2). Abhängig des Stadiums werden jeweilige Behandlungspfade eingeleitet. In etwa 75 % der Fälle ist eine erneute transurethrale Ausschabung/Resektion nach 4-6 Wochen erforderlich. Falls sich hier kein Krebs mehr zeigt, wird der niedergelassene Urologe eine lokale Instillationstherapie (in der Harnblase) einleiten. In etwa 20-25% ist bei Nachweis eines muskelinvasiven Tumors meist ein größerer Eingriff erforderlich. In circa 5% zeigt sich leider zu Beginn bereits eine Streuung des Tumors.
Das Therapiekonzept richtet sich grundsätzlich nach dem Staging (Bildgebung mittels Computertomografie), wird aber gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin in Abhängigkeit des Patientenwunsches sowie des Allgemeinzustandes und nach Vorstellung in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt.
Operation bei Blasenkrebs
Die Entfernung des Blasenkrebses wird durch die Harnröhre durchgeführt, also endourologisch. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, sämtliche Krebslokalisationen in der Blase zu finden, wird bei den meisten Patient:innen vor der Operation ein fluoreszierender Farbstoff über einen Katheter in die Harnblase gegeben. Tumorgewebe lagert diesen harmlosen Farbstoff stärker ein als gesundes Gewebe. Anschließend erfolgt die komplette Entfernung im Gesunden. Das entfernte Gewebe wird zur histopathologischen Begutachtung eingeschickt.
1) Radikale Zystektomie – die komplette Entfernung der Harnblase samt benachbarter Organe
Falls sich in der histopathologischen Untersuchung ein muskelinvasiver Tumor zeigen sollte, ist bei Fehlen einer Streuung in andere Organe eine komplette Entfernung der Harnblase erforderlich, um die Überlebensrate trotz des aggressiven Tumors zu erhöhen. Dies wird als radikale Zystektomie durchgeführt. Bei Männern wird zusätzlich die Prostata mit Samenblasen entfernt; bei Frauen meist die Gebärmutter, sowie manchmal auch einen Teil der Vagina. Besonders bei sexuell aktiven Patienten besprechen wir jedoch eine Potenzerhaltung (bei Männern) oder einen Erhalt der Vagina (bei Frauen), sofern dies im onkologischen Sinne möglich ist.
Zudem wird in der Operation entweder eine neue Harnblase aus Dünndarm gebaut (die so genannte „kontinente Harnableitung“) oder der Urin wird über die Bauchdecke abgeleitet (die so genannte „inkontinente Harnableitung“). Die Entscheidung wird gemeinsam mit den Patienten getroffen. Der operative Eingriff wird durch ein erfahrenes Team von den Zentrumsoperateuren durchgeführt.
Vor dem operativen Eingriff wird eine Prähabilitation durchgeführt, also die körperliche und mentale Vorbereitung auf die Behandlung, um die funktionelle Kapazität zu verbessern und den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen. Unser Ziel ist es, mögliche postoperative Komplikationen zu reduzieren. Die Patient:innen treten u.a. mit einer Ernährungsberater:in in Kontakt, oder es werden zum Beispiel Blutwerte mittels Eisentransfusion bei einem Mangel optimiert.
Sowohl die Operation als auch der nachfolgende stationäre Aufenthalt unterliegt im Krankenhaus Reinbek genauen Standards. Unsere Standards konnten die mittelfristige Sterberate der Patienten mit muskelinvasiven Blasentumor von durchschnittlich 5-7% deutschlandweit um mehr als die Hälfte auf 2% jährlich senken. Während des stationären Aufenthaltes erfolgt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Stomatherapeuten, den Psychoonkologen, dem Sozialdienst sowie der Ernährungsberatung. Im Anschluss profitieren die meisten Patienten von einer Anschlussheilbehandlung (Reha), die wir während des stationären Aufenthaltes organisieren.
2) Trimodale Therapie zur Erhaltung der Organe als Alternative:
Alternativ zur radikalen Entfernung der Blase kann bei einem muskelinvasiven Blasenkrebs eine organerhaltende Therapie durchgeführt werden. Diese setzt sich zusammen aus drei Säulen und wird darum trimodale Therapie genannt: eine transurethrale Resektion der Blase mit anschließender Strahlentherapie sowie drittens einer Chemotherapie. Diese Option wird bei Wunsch nach einem Blasenerhalt oder bei deutlich erhöhtem Operationsrisiko gewählt. Ob die Patienten für diese Therapieform geeignet sind, wird ebenfalls in der interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen.
Wie behandelt man gestreuten Blasenkrebs?
Durch eine weitere Ausbreitungsdiagnostik, meist mittels Computertomografie, kann festgestellt werden, ob und wo sich der Tumor im Körper ausgebreitet hat. Von einem gestreuten Krebs spricht man, wenn bereits Metastasen entstanden sind. Entweder betrifft dies die Lymphknoten oder andere Organe, wie zum Beispiel die Lunge oder die Leber. Abhängig der Ausbreitung entstehen die unterschiedlichen Behandlungsoptionen.
1) Lymphknotenbefall
Man unterscheidet hier den Befall von lokalen Lymphknoten (meist um die Blase herum) oder vergrößerten auffälligen Lymphknoten weiter entfernt von der Harnblase. Bei lokalen Lymphknoten ist meist eine Chemotherapie bereits vor der Operation oder aber nach der OP erforderlich. Ob dies vor (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) geschieht, wird sowohl mit dem Patienten besprochen als auch in der Tumorkonferenz diskutiert. Alternativ kann nach der Operation bei Unverträglichkeit gegenüber der Chemotherapie in speziellen Fällen eine Immuntherapie durchgeführt werden. Insgesamt wird hier von einer kurativen Therapie gesprochen, sprich das Ziel ist eine Heilung der betroffenen Patient:innen.
Falls bereits jedoch andere Lymphknoten befallen sind, wird dieses Stadium zu den Fernmetastasen (siehe unten) gerechnet und zählt als palliatives Therapiekonzept (nicht heilend).
2) Fernmetastasen
Wenn sich in der Ausbreitungsdiagnostik bereits ein gestreuter (metastasierter) Blasenkrebs zeigt, spricht man von einem palliativen Therapiekonzept (nicht heilend). Hier haben die Tumorkontrolle und der Erhalt der Lebensqualität oberste Priorität. Die Einleitung einer palliativen Chemotherapie erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Onkologen und der ASV (ambulante spezialfachärztliche Versorgung) im Hause. Zusätzlich kann mit Hilfe des Sozialdienstes spezielle Hilfe für die häusliche Versorgung eingeleitet werden.
Vielfältige Unterstützungsangebote für Patienten und Angehörige
Eine Krebserkrankung kann eine schwere Belastung für Körper, Geist und Seele sein. Darum gibt es im Haus professionelle und ehrenamtliche Unterstützung der Tumorpatienten und ihren Angehörigen.
Psychoonkologinnen
Die psychoonkologische Betreuung unserer Patienten wird durch unsere eigenen Psychoonkologinnen übernommen. Eine Begleitung durch sie kann helfen, der psychischen Belastung entgegenzuwirken und Befürchtungen und Ängste unter Kontrolle zu halten. In Einzel- oder auch Familiengesprächen werden die momentanen Gedanken und Gefühle benannt und geordnet, um die krankheitsbedingten Erfahrungen ins alltägliche Leben zu integrieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Seelsorge
Wir sind ein christliches Krankenhaus. Darum ist uns die Begleitung von Kranken und Schwerkranken besonders wichtig. Nehmen Sie gern Kontakt zu unseren hauptamtlichen katholischen und evangelischen Seelsorgern auf.
Rehabilitation / Anschlussheilbehandlung
Nach einer Krebsoperation können Sie eine anschließende Rehabilitation bzw. Anschlussheilbehandlung antreten. Unser Sozialdienst berät Sie gerne in Fragen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation, dem Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis und Hilfen in Pflege und Haushalt.
Selbsthilfegruppe
Neben der medizinischen und fachlichen Beratung ist für Krebspatienten und ihre Angehörigen auch eine Unterstützung durch andere Betroffene wichtig.
Grüne Damen und Herren / Freiwilliger Krankenhausdienst FKD
Auch die Grünen Damen und Herren kommen zweimal in der Woche im Rahmen des Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. (eKH) auf Ihre Station. Wenn Sie sich über einen Besuch freuen, sagen Sie das bitte Ihren Pflegekräften.
Das Blasenzentrum Reinbek und alle seine Kooperationspartner
Für die bestmögliche Behandlung der uns anvertrauten Patienten arbeiten wir in unserem Zentrum mit internen und externen Kooperationspartnern zusammen.
Folgend finden Sie eine Übersicht der Kooperierenden Einrichtungen und Gruppen mit Link auf deren Webseite. Einfach auf den jeweiligen Link im Namen der Einrichtung klicken.
Sie können alternativ auch ein Organigramm herunterladen, in dem die Strukturen des Zentrums deutlich werden.
Medizinische Hauptkooperationsparter des Harnblasenkrebszentrums
Am Krankenhaus Reinbek
- Abteilung für Urologie
- Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin
- Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie
- Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung ASV, Schwerpunkt Onkologie
Extern:
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Strahlentherapie & Nuklearmedizin: Radiologische Allianz
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Pathologie: Institut für Hämatopathologie Hamburg
Weitere Kooperationspartner
Medizinische Kooperationspartner
- Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Reinbek
- Physikalische Therapie am Krankenhaus Reinbek
- Hämato-Onkologische Praxis Miamedes in Reinbek / Dr. Almuth Schneider
- Studien: Universitäres Cancer Center Hamburg UCCH
- Ambulante Gast Gastroenterologie Endoskopie im Elisabethinum MVZ - am Glockengießerwall /City und im CCB / Bergedorf
Hospiz-Arbeit:
Beratungsangebote
- Ernährungsmanagement / Ernährungsberatung:
- Stomatherapie
- Genetische Beratung: Gemeinschaftspraxis für Humangenetik und genetische Labore
- Sozialdienst im Krankenhaus Reinbek
- Psychoonkologische Beratung im Krankenhaus Reinbek
- Seelsorge im Krankenhaus Reinbek
Selbsthilfegruppen
Zur Unterstützung für die Patienten und Patientinnen sowie den Angehörigen weisen wir auch gerne auf unsere Selbsthilfegruppe hin, diese findet jeden 1. Donnerstag im Monat um 18.00 Uhr in der Aula im Krankenhaus Reinbek statt.
- Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V.
- Regionalbeauftragter Region Nord: Günter Burmeister
- Treffen jeden ersten Donnerstag im Monat Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift
- ILCO Hamburtg / Schleswig-Holstein
- KIBIS Stormarn (Zusammenschluss der Selbsthilfegruppen in Stormarn)
