
Das Prostatakrebszentrum am Krankenhaus Reinbek
Prostatakrebs (Prostatakarzinom) ist in Deutschland und vielen Ländern weltweit die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Jährlich erkranken in Deutschland circa 75.000 Männer. Mit mehreren hundert Patientenkontakten pro Jahr und erfahrenen Operateur:innen verfügt das Krankenhaus Reinbek über eine zentrumsentsprechende Expertise. Wir sind bereits von der Deutschen Krebsgesellschaft als Transit-Zentrum anerkannt und streben 2025 das Zertifikat als DKG-Zentrum an.
Abhängig von der Risikoeinteilung und dem Ergebnis der Umfelddiagnostik wird individuell gemeinsam mit dem Patienten ein Therapiekonzept festgelegt werden. Hierbei hat das Patientenalter, der Allgemeinzustand und der Patientenwunsch ein hoher Stellenwert in unserem Krankenhaus.
Wurde bei Ihnen ein Tumor in Ihrer Prostata entdeckt, sollte je nach Risikogruppe auch eine Umfelddiagnostik (zum Beispiel Computertomografie, Skelettszintigrafie, Kernspintomografie oder ein PSMA-PET ) erfolgen, die u.a bei uns in der Radiologie des St. Adolf-Stift durchgeführt werden kann.
Zeigt sich ein lokal begrenztes Prostatakarzinom, stehen verschiedene kurative (in Heilung abzielende) Therapieoptionen zur Verfügung, die gemeinsam mit dem Patienten besprochen werden. Eine Operation wird - wenn immer möglich - minimalinvasiv mittels da Vinci-System durch unsere Zentrumsoperateure durchgeführt.
Im Falle eines lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinoms stehen dank zahlreicher Studien mehrere medikamentöse oder nuklearmedizinische Therapieformen zur Auswahl, die in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen werden. Gemeinsam mit unserer Onkologie bieten wir auch eine ambulante (ASV) oder stationäre Therapie an.
Diagnosestellung / Diagnostik
Ziel der gesetzlichen Früherkennung ist es, ein lokal begrenztes, ggf aggressiv wachsendes Prostatakarzinom bei Männern ohne Krankheitszeichen (Symptome) frühzeitig zu entdecken, die eine Lebenserwartung von mindestens 10 Jahre haben. Hierbei helfen der PSA-Wert im Blut, eine digital rektale Untersuchung (also Tastuntersuchung durch den Enddarm) sowie eine Familienanamnese.
Männer, die eine Früherkennung wünschen, sollten bei einem niedergelassenen Urologen ein PSA-Test in Kombination mit einer rektalen Tastuntersuchung oder besser einer sonografischen Untersuchung durchführen lassen. Die reine Tastuntersuchung gilt nicht mehr als aussagekräftig.
Eine Prostatabiopsie (Probenentnahme) sollte erst erfolgen, wenn mindestens eins der folgenden Kriterien vorliegt:
- kontrollierter PSA-Wert >= 3 ng/ml
- ein karzinomverdächtiges Ergebnis der digital rektalen Untersuchung oder
- ein auffälliger PSA-Wert-Anstieg.
Sollte sich ein kontrolliert erhöhter PSA Wert von >= 3 ng/ml zeigen, sollte vor einer Biopsie zunächst eine Diagnostik mittels mpMRT der Prostata erfolgen.
Multiparametrisches MRT der Prostata (mpMRT)
Bei einem Patienten mit suspekter PSA-Erhöhung sollte nach einem ausführlichen Patientengespräch eine Primärdiagnostik mittels einer multiparametrischen MRT (mpMRT) der Prostata erfolgen.
Zeigen sich suspekte Areale, können diese später gezielt biopsiert werden. Im Falle eines unauffälligen Befundes kann auf eine Prostatabiopsie verzichtet werden, so dass eine Übertherapie verhindert wird.
Ein mpMRT-Untersuchung ist unter anderem in unserer Abteilung für Radiologie des St. Adolf-Stiftes möglich. Leider ist das mpMRT in Deutschland oft noch eine Leistung, deren Kosten vom Patienten selbst übernommen werden müssen. Bitte fragen Sie am besten einmal bei Ihrer Krankenkasse nach.
Zwei Möglichkeiten der Prostatabiopsie
Die Prostatabiopsie erfolgt im St. Adolf-Stift gemäß der aktuellen Empfehlung perineal. Die Probeentnahme erfolgt also über den Damm-Bereich und nicht mehr über den After, so dass auf eine antibiotische Prophylaxe verzichtet werden kann.
Bei der Prostatatbiopsie stehen zwei Methoden zur Verfügung: eine systematische Prostatabiopsie oder eine Fusionsbiopsie der Prostata (Kombination von mpMRT und Biopsie). Hierbei arbeiten wir eng mit unseren Zuweisern zusammen.
Perineale systematische Prostatabiopsie
Die perineale systematische Prostatabiopsie erfolgt bei uns im Krankenhaus Reinbek ambulant in lokaler Betäubung mit Hilfe eines rektalen Ultraschallkopfes. Die von uns genutzte Probenentnahme über den Damm-Bereich hat gegenüber dem klassischen Biopsieweg über den After den Vorteil einer deutlich geringeren Rate an postinterventionellen Infektionen. Zudem kann bei der perinealen Prostatabiopsie auf ein begleitendes Antibiotikum verzichtet werden.
Bei auffälligem Tast- oder sonografischem Befund erfolgt zusätzlich zur systematischen Probenentnahme auch die gezielte Probenentnahme. Hierbei werden circa 12 Proben entnommen.
1) Perineale Fusionsbiopsie der Prostata
Bei der perinealen Fusionsbiopsie werden die in der mpMRT-Untersuchung als suspekt beschriebenen Areale der Prostata mit einem rektalen Ultraschallbild in Echtzeit fusioniert. Ein hochauflösendes Ultraschallgerät mit entsprechendem Biopsieaufsatz steht in unserer Abteilung für Urologie zur Verfügung. Diese Untersuchung erfolgt bei uns ambulant in lokaler Betäubung. Benötigt wird lediglich die CD vom einer extern durchgeführten multiparameterische MRT-Untersuchung der Prostata (siehe oben). Alternativ kann die mpMRT-Untersuchung bei uns im St. Adolf-Stift in der Radiologie als Selbstzahlerleistung erfolgen.
Auch bei der Fusionsbiopsie erfolgen systematische Probenentnahmen aus der Prostata, so dass je nach Befund mindestens 14 Proben entnommen werden.
2) Umfelddiagnostik durch Computertomografie und Skelettszintigrafie
Je nach Risikogruppe eines diagnostizierten Prostatakarzinoms sollte eine Umfelddiagnostik erfolgen. Hierbei sollen mögliche Metastasen im Körper nachgewiesen bzw. im Optimalfall ausgeschlossen werden. Dies kann mittels Skelettszintigrafie, Abdomen-CT oder Thorax-CT bei unseren Kolleg:innen der Radiologie (Hyperlink) erfolgen. Alternativ kann ein PSMA PET/CT als Ganzkörperuntersuchung erfolgen.
PSMA-PET/CT
Zeigt sich ein Hochrisiko-Prostatakarzinom oder ein PSA-Anstieg nach bereits durchgeführter kurativer Therapie des Prostatakarzinoms, erfolgt nach Beschluss in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz (LINK) die Empfehlung zur Durchführung eines PSMA-PET/CTs. Hierbei wird in die Blutbahn eine radioaktiv markierte Substanz gegeben, das sich an kleinste Krebszellen bindet und so in einem Schichtröntgen (PET/CT) sichtbar gemacht wird.
Hierfür erstellt das St. Adolf-Stift eine Überweisung zu unserem Kooperationspartner der Radiologischen Allianz.
Wie wird Prostatakrebs behandelt?
Mittels PSA-Wert und dem Ergebnis der Prostatabiopsie erfolgt eine Risikoeinteilung. Abhängig von der Risikoeinteilung und dem Ergebnis der Umfelddiagnostik kann individuell gemeinsam mit dem Patienten ein Therapiekonzept festgelegt werden. Hierbei hat das Patientenalter, der Allgemeinzustand und der Patientenwunsch ein hoher Stellenwert in unserem Krankenhaus. Erst hiernach erfolgt die Vorstellung in unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz, um eine perfekt auf den einzelnen Patienten abgestimmte leitliniengerechte Therapieform zu besprechen. Diese kann aus mehreren Teilen bestehen, die verschieden kombiniert werden.
Operation bei Prostatakrebs
Um das Prostatakarzinom in heilender Absicht zu therapieren, erfolgt die radikale Entfernung der Prostata mit den Samenblasen. Dies kann als offene Operation oder minimal-invasiv mittels da Vinci-Operationssystem erfolgen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Potenz- und Kontinenzerhalt. Unsere Zentrumoperateure verfügen über die erforderliche Expertise und langjährige Erfahrung.
Im Krankenhaus Reinbek bietet die Operation mit dem da Vinci-System ohne Zusatzkosten für Sie als Patient an.
Bestrahlung bei Prostatakrebs
Eine Bestrahlung kann von außen oder in Kombination mit einer inneren Bestrahlung erfolgen. Zusätzlich sollte eine Hormontherapie erfolgen, um das Prostatakarzinom in heilender Absicht zu therapieren. Hierbei arbeiten wir mit unseren Kooperationspartnern der Radiologischen Allianz zusammen. Sollte zudem eine deutliche Vergrößerung der Prostata vorliegen, kann vor einer Bestrahlung eine operative Desobstruktion z.B. mittels HoLEP (Holmium Laser Enukleation) bei uns in der Reinbeker Abteilung für Urologie erfolgen.
Aktive Überwachung (active Surveillance) oder watchful waiting
Ein gewisser Teil der diagnostizierten Prostatakarzinome verhält sich wenig aggressiv und ermöglicht ein abwartend-beobachtendes Vorgehen, um dem Patienten möglichst lange eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Während der Überwachungsphase erfolgen zu definierten Zeitpunkten bestimmte Untersuchungen. Sollte sich durch die Untersuchung ein fortschreitendes Karzinom zeigen, ist jederzeit ein Wechsel zu einer operativen oder strahlentherapeutischen Therapieoption möglich.
Aktive Überwachung
Unter einer aktiven Überwachung versteht man eine kurative (heilende) Therapieform, in der das Prostatakarzinom so lange überwacht wird, bis dieser fortschreitet oder der Patient eine Therapie wünscht. Hierfür ist eine ausführliche Beratung durch den Arzt oder die Ärztin notwendig, da Patienten regelmäßigen Kontrollen zugeführt werden müssen.
Watchful Waiting (abwartendes Beobachten)
Unter einem watchful waiting versteht man ein Beobachten und eine Einleitung einer palliativen (lindernden) Behandlung im Falle von Symptomen (Krankheitszeichen). Ziel beider Therapieformen ist es, eine Übertherapie zu vermeiden.
Wie behandelt man gestreuten Prostatakrebs?
Zeigt sich in der Umfelddiagnostik oder nach erfolgter Operation, dass das Prostatakarzinom in die Lymphknoten oder andere Organe/Knochen gestreut hat (Metastasen), so ergeben sich verschiedene Behandlungsoptionen.
Lymphknotenbefall
Zeigt sich ein Lymphknotenbefall nach radikaler operativer Entfernung der Prostata, sollte eine nachfolgende (adjuvante) Bestrahlung der Lymphabflusswege in Kombination mit einer Hormontherapie für mindestens 2, besser 3 Jahre erfolgen.
Fernmetastasen
Wird die Diagnose eines bereits gestreuten (metastasierten) Prostatakarzinoms in der Diagnostik gestellt, stehen sowohl medikamentöse Therapieformen als auch Chemotherapie in Kombination mit einer Hormontherapie zur Verfügung. Gemeinsam mit unserer Onkologie wird in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz ein individueller Behandlungsplan abgestimmt. Sollten sich schmerzhafte Knochenmetastasen zeigen, können diese durch die Strahlentherapie behandelt werden. Zudem spielt eine Knochenprotektion bei bestehenden Knochenmetastasen eine entscheidende Rolle. Durch unseren Schmerzdienst können die Medikamente eingestellt werden. Sollte in der häuslichen Versorgung Hilfe benötigt werden, kann dies durch unseren Sozialdienst initiiert werden.
Vielfältige Unterstützungsangebote für Patienten und Angehörige
Eine Krebserkrankung kann eine schwere Belastung für Körper, Geist und Seele sein. Darum gibt es im Haus professionelle und ehrenamtliche Unterstützung der Tumorpatienten und ihren Angehörigen.
Psychoonkologinnen
Die psychoonkologische Betreuung unserer Patienten wird durch unsere eigenen Psychoonkologinnen übernommen. Eine Begleitung durch sie kann helfen, der psychischen Belastung entgegenzuwirken und Befürchtungen und Ängste unter Kontrolle zu halten. In Einzel- oder auch Familiengesprächen werden die momentanen Gedanken und Gefühle benannt und geordnet, um die krankheitsbedingten Erfahrungen ins alltägliche Leben zu integrieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Seelsorge
Wir sind ein christliches Krankenhaus. Darum ist uns die Begleitung von Kranken und Schwerkranken besonders wichtig. Nehmen Sie gern Kontakt zu unseren hauptamtlichen katholischen und evangelischen Seelsorgern auf.
Rehabilitation / Anschlussheilbehandlung
Nach einer Krebsoperation können Sie eine anschließende Rehabilitation bzw. Anschlussheilbehandlung antreten. Unser Sozialdienst berät Sie gerne in Fragen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation, dem Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis und Hilfen in Pflege und Haushalt.
Selbsthilfegruppe
Neben der medizinischen und fachlichen Beratung ist für Krebspatienten und ihre Angehörigen auch eine Unterstützung durch andere Betroffene wichtig.
Grüne Damen und Herren / Freiwilliger Krankenhausdienst FKD
Auch die Grünen Damen und Herren kommen zweimal in der Woche im Rahmen des Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. (eKH) auf Ihre Station. Wenn Sie sich über einen Besuch freuen, sagen Sie das bitte Ihren Pflegekräften.

Das Prostatazentrum Reinbek und alle seine Kooperationspartner
Für die bestmögliche Behandlung der uns anvertrauten Patienten arbeiten wir in unserem Zentrum mit internen und externen Kooperationspartnern zusammen.
Folgend finden Sie eine Übersicht der Kooperierenden Einrichtungen und Gruppen mit Link auf deren Webseite. Einfach auf den jeweiligen Link im Namen der Einrichtung klicken.
Sie können alternativ auch ein Organigramm herunterladen, in dem die Strukturen des Zentrums deutlich werden.
Medizinische Hauptkooperationsparter des Prostatakarzinomzentrums
Am Krankenhaus Reinbek
- Abteilung für Urologie
- Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin
- Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
- Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie
- Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung ASV, Schwerpunkt Onkologie
- Abteilung für Innere Medizin Schwerpunkt Gastroenterologie
Extern:
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Strahlentherapie & Nuklearmedizin: Radiologische Allianz
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Pathologie: Institut für Hämatopathologie Hamburg
Weitere Kooperationspartner
Medizinische Kooperationspartner
- Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Reinbek
- Physikalische Therapie am Krankenhaus Reinbek
- Hämato-Onkologische Praxis Miamedes in Reinbek / Dr. Almuth Schneider
- Studien: Universitäres Cancer Center Hamburg UCCH
- Ambulante Gast Gastroenterologie Endoskopie im Elisabethinum MVZ - am Glockengießerwall /City und im CCB / Bergedorf
Hospiz-Arbeit:
Beratungsangebote
- Ernährungsmanagement / Ernährungsberatung:
- Genetische Beratung: Gemeinschaftspraxis für Humangenetik und genetische Labore
- Sozialdienst im Krankenhaus Reinbek
- Psychoonkologische Beratung im Krankenhaus Reinbek
- Seelsorge im Krankenhaus Reinbek
Selbsthilfegruppen
- KIBIS Stormarn (Zusammenschluss der Selbsthilfegruppen in Stormarn)